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Auch Petrus ist Zehnkämpfer!

Das dritte Septemberwochenende stand ganz im Zeichen der 29. Auflage des Jedermann-Zehnkampfes im Bad Nauheimer Waldstadion. Bei besten äußeren spätsommerlichen Bedingungen empfing das Team um Cheforganisator Harry Weisskirchen 117 Athletinnen und Athleten aus insgesamt 27 bundesweit vertretenen Vereinen, die sich der Herausforderung Zehnkampf stellen wollten. Wie in jedem Jahr führte Jens Schulze, selbst ein Zehnkampf-Hochkaräter seiner Zeit, mit viel Wissen, Daten und Fakten launig durch die beiden Tage.

Traditionell beginnt der Zehnkampf mit dem 100m-Lauf. Als schnellster Sprinter zeigte sich in diesem Jahr Tim Siegert (Jg 2002) von der DJK SG Freigericht-Neuses. Tim schaffte 11,76s und damit die drittbeste Leistung nach Punkten überhaupt. Der mit besten Ambitionen an den Start gegangene Tim verletzte sich aber dabei, so dass ein kompletter Wettkampf nicht mehr möglich war. So blieb es Gerd Westphal (Jg 1964) vom LC Paderborn vorbehalten, nicht nur die Wertung seiner Riege, sondern auch die der Altersklasse M55 für sich zu entscheiden. Im Rahmen dessen erreichte er mit 4,96m im Weitsprung und 62,02s über die Stadionrunde die wertvollsten Einzelergebnisse der gesamten Veranstaltung. Am Ende standen 6.372 Punkte zu Buche. Damit rangiert Gerd Westphal auf Rang 1 der Deutschen Bestenliste 2023 im DLV in der Altersklasse M55.

Nicht minder wertvoll ist die Leistung von Alina Böhm (Jg 1996) von der TG Limburgerhof einzuschätzen. Ihre Leistung von 12,78s über 100m war die über alle Altersklassen hinweg 15. Zeit und für Alina der Auftakt eines fulminanten Zehnkampfes, den es offiziell in Deutschland noch nicht für die Frauen gibt. 5,76m im Weitsprung, 8,08m im Kugelstoß, hervorragende 1,60m im Hochsprung und beachtliche 59,13s über 400m ließen bereits ein tolles Endergebnis erhoffen. Ebenfalls hervorragende 14,61s über 100m Hürden brachten Alina am zweiten Tag auf Kurs. Etwas schwächeren 19,12m im Diskuswurf folgten gute 2,30m im Stabhochsprung. Deutlich besseren 30,04m im Speerwurf folgten zum Abschluss sehr gute 5:32,89min über 1.500m. So kamen insgesamt 6.030 Punkte zusammen, eine Top-Leistung, dekoriert mit der zweitbesten Punktzahl aller Zehnkämpfer*innen in Bad Nauheim an diesem Wochenende. Gäste der Veranstaltung waren Bürgermeister Klaus Kreß und Erster Stadtrat Peter Krank, die in einem gemeinsamen Interview mit den beiden LSC-Vorsitzenden und Moderator Jens Schulze Einblicke in ihre Wertschätzung für den Sport und insbesondere die Leichtathletik in Bad Nauheim gaben.

Die besten Einzelleistungen der männlichen Altersklassen erzielten im Weitsprung Henri Braunmiller (Jg 1999) von der Bayreuther Turnerschaft mit 5,88m. Stark die 12,28m im Kugelstoß durch Jens Reifschneider (Jg 1994) vom Korschenbroicher LC und die 1,80m im Hochsprung von Vincent Velte (Jg 2001) vom SV Fun-Ball Dortelweil. Über 400m zeigte Patrick Lorenz (Jg 2004) von der LG Odenwald mit 53,82s eine hervorragende Zeit, die unter anderem dazu beitrug, dass er gemeinsam mit Victor Vogt (Jg 2006, ebenfalls LG Odenwald) die Paarwertung gewinnen konnte. Der Hürdenlauf gilt traditionell beim Bad Nauheimer Jedermann-Zehnkampf als Wahldisziplin. Jeder Aktive darf Strecke und Hürdenhöhe selbst wählen. Der Veranstalter bietet hier 80m, 100m und 110m Hürden an. Beeindruckend die 110m Hürden mit den Originalhürden, 1,06m hoch. Auch in diesem Jahr wurde diese Variante gewählt. Meister dieser Herausforderung war einmal mehr Mario Reiß (Jg 1985) vom SV Brackwede, ein Jedermann-Zehnkämpfer der ersten Stunde. Er absolvierte seinen Lauf mit der mit Abstand schnellsten Zeit: 16,91s zeigte das Zieldisplay.

Wenn auch gleich zu Beginn verletzt, schaffte Tim Siegert den weitesten Diskuswurf und warf die 2kg Scheibe auf 37,97m. Stabhochsprung ist für die meisten eine ganz besondere Erfahrung; selten trainiert, häufig überraschend werden nicht selten unerwartet gute Ergebnisse erzielt. Immerhin 5 Athleten gelang der Sprung über 3m, den besten Sprung erwischte wiederum Jens Reifschneider, dem die Tagesbestleistung von 3,50m gelang. Vorletzte Disziplin: Speerwurf. Auch hier zeigte Tim Siegert, dass mit ihm zu rechnen gewesen wäre. Tagesbestweite 43,03m – es hätte in der Tat ein Top Zehnkampf werden können. Geliebt und gehasst werden die 1.500m von den Zehnkämpfern gleichermaßen. Am Ende von zwei Tagen und nach neun Disziplinen heißt es noch einmal Zähne zusammenbeißen. Das Bad Nauheimer Organisationsteam schaffte in Anbetracht der hochsommerlichen Temperaturen Abkühlung und spendete den Läufer*innen in der Kurve willkommenes kühles Nass aus dem Gartenschlauch. Bester 1.500m-Läufer war am Ende Lokalmatador Jonas Wintershoff (Jg 2001) vom heimischen LSC Bad Nauheim, der mit 5:01,27min nur ganz knapp über 5 Minuten blieb. Ein wenig Ärger nach dem Zieleinlauf verflog bei der Siegerehrung, bei der Jonas für einen dritten Platz in der Männerwertung ausgezeichnet wurde.

Auch die Einzelleistungen der weiblichen Zehnkämpferinnen waren bemerkenswert. Nach Alina Böhm erzielte Anabel Gajic (Jg 20007) vom SV Fun-Ball Dortelweil mit 13,38s die beste 100m-Zeit. Auch im Weitsprung stellte Anabel hinter Alina ihre Klasse unter Beweis: 5,15m ein weiteres Top-Resultat. Im Kugelstoß setzte sich Anabel an die Spitze, mit 10,50m gelang ihre der weiteste Stoß. Den Hochsprung entschied Chiara Neeb (Jg 2001) von der Eintracht Frankfurt für sich mit, auch Sie meisterte 1,60m. Stark waren die Zehnkämpferinnen über 400m. Allein drei Athletinnen blieben unter 65s: Alina, Anabel und Vianne Rasmussen (Jg 2005, LG Odenwald). Ebenfalls bemerkenswert die Leistung von Theresa Ostermann (Jg 2007) von der SG Schlüchtern. Die erst 16-jährige absolvierte die Stadionrunde in 69,48s und ließ damit viele ihrer männlichen Mitstreiter hinter sich.

Der Hürdenlauf bei den Frauen geht klassisch über 100m Hürden. Auch hier machten die drei Top-Athletinnen Alina (14,61s), Anabel (16,60s) und Vianne (17,31s) die besten Zeiten unter sich aus. Den stärksten Diskuswurf mit 25,66m zeigte Franziska Schmidt-Nechl (Jg 2007) vom TuS Ahrweiler. Im Stabhochsprung sind 1,90m von Katrin Gerlach (Jg 1982) von der SG Schlüchtern, Hanna Waldeck (Jg 2002) von der LAV Gau-Algesheim sowie Franka Geiser (Jg 1998) von der SG Weinstadt zu erwähnen. Den Speerwurf durfte Emma Piel (Jg 2007) vom SV Fun-Ball Dortelweil für sich verbuchen. Sie schleuderte den Speer auf hervorragende glatte 33,00m. Den herausragenden Abschluss aller weiblicher Zehnkämpferinnen über 1.500m verbuchte Kim Lungershausen (Jg 2006), ebenfalls vom SV Fun-Ball Dortelweil mit 05:30,57min, ebenfalls eine absolute Top-Leistung. Am Sonntag hatten traditionell fanden traditionell die Einlagen-Läufe der Jüngsten statt. Rund 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zwischen 3 und 13 Jahren nutzten die Gelegenheit, vor großer Kulisse zunächst die Sprintstrecke zu absolvieren,  am Mittag ging es dann getrennt nach Jungs und Mädels noch über zwei Stadionrunden. Angefeuert durch viele Zehnkampfteilnehmer und Zuschauer wurden beachtliche Leistungen erzielt und auch die Kleinsten hielten über die 800 m wacker durch. Am Ende gab es bei einer Siegerehrung für alle Kinder Urkunden und eine Süßigkeit aus den Händen von Sportkreisvorsitzender Karin Scheunemann.

Bei der traditionellen Siegerehrung des Zehnkampfes mit allen Athlet*innen, Helfer*innen und Kampfrichter*innen, allen Servicekräften und Organisatoren am Nachmittag stand in diesem Jahr Peter Heidt, Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher der Stadt Bad Nauheim Pate und überreichte neben Urkunden auch die begehrten Wanderpokale, die in diesem Jahr nach Bad Neuenahr-Ahrweiler, Dortelweil und Schlüchtern gingen. Am Ende eines in vieler Hinsicht gelungenen Zehnkampf-Wochenendes hieß es: Auf Wiedersehen im nächsten Jahr, dem 30. Jübiläums-Zehnkampf!

Bericht: Harry Weisskirchen
Bilder: Jonas Wintershoff

14.10.2023