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Doppelherz fürs Ehrenamt

100 Jahre Ehrenamt. Was das Ehepaar Wolfgang und Karin Scheunemann für den Sport und insbesondere für die Leichtathletik leistet, ist kaum in Worte zu fassen. Aber man kann es würdigen. Das hat der Wetteraukreis getan. In einer Feierstunde erhielten die Bad Nauheimer den Sportehrenpreis. Bei der launigen Laudatio von Günter Eisinger fiel auf: Die Scheunemanns gibt’s nur im Doppelpack.

Es war eine kurzweilige Veranstaltung im Plenarsaal des Kreishauses in Friedberg, auch wenn man alleine mit der Statistik zu den Tätigkeiten von Karin und Wolfgang Scheunemann Stunden hätte verbringen können. Seit 50 Jahren kümmert sich das ebenso lange verheiratete Ehepaar aus Bad Nauheim in der Leichtathletik um die Förderung von Jugendlichen, machte den Lehrerberuf zur Berufung und lebt den Lieblingssport. Es gebe sicherlich sehr wenig Ehepaare, die sich so dem Sport verschrieben haben, stellte Laudator Günter Eisinger, selbst Leichtathletik-Trainer und -Funktionär an vielen Fronten, fest. Wer für den Sport lebe, habe viel zu erzählen – und so hätte sei-ne Lobesrede wohl auch problemlos bis nach Mitternacht dauern können. Landrat Joachim Arnold hob die Tiefe der Leistung auf-grund der Jahre und der Intensität hervor.

1958 trat Wolfgang Scheunemann in den LSC Bad Nauheim ein, drei Jahre später seine Frau. Beide »beschnupperten« sich schon im Verein, ehe es 1966 in der Tanzschule ernst wurde. Seither gibt’s die Scheunemanns eigentlich nur noch im Doppelpack. Kampfrichtertätigkeiten bis hin zum Europacup, Trainer-und Vorstandsämter im LSC, im Leichtathletik-Kreis und Hessischen Leichtathletik-Verband, die Initiierung des Jedermann-Zehnkampfes im Jahr 1993 – es ging und geht (»solange wir junge Leute noch motivieren können«) fast alles gemeinsam, mit viel Engagement und »wie ein Zahnrad ineinandergreifend« –, so sagte es Bad Nauheims Bürgermeister Armin Häuser. »Sie haben immer geschaut, was Sie für die Kinder und Jugendlichen tun können«, ergänzte Arnold, der später die Verleihung des mit 2500 Euro dotierten Sportehrenpreises vornahm. Eine Gemeinsamkeit, die aufgrund der unterschiedlichen Arbeitsplätze der beiden Lehrer (Karin – Ernst-Ludwig-Schule Bad Nauheim, Wolfgang – Augustinerschule Friedberg) parallel lief, waren große Erfolge mit Schulmannschaften bei »Jugend trainiert für Olympia«.

In ihrer Dankesrede betonten die Scheune-manns, dass es neben den sportlichen auch familiäre Highlights in diesem Jahr gab – die Einschulung on Enkel Tristan (Sohn des Scheunemann-Sohns Peter), der Umzug des zweiten Sohnes Klaus von der Verwaltung in die Lehre an der Uni Bonn und die eigene goldene Hochzeit. Schnell war Karin Scheunemann wieder beim Sport (»Wir haben uns mit der Familie die Nächte bei Olympischen Spielen, Fußball- und Eis-hockey-WMs sowie dem Daviscup um die Ohren geschlagen«) und dem Ehren-amt (»Mein Vater, Mitgrün-der mehrerer Vereine, hat mich geprägt«), während Wolfgang meinte, dass Ehrenamt auch manchmal »Irrenamt« sei. Sportlich und musikalisch war das Begleitprogramm, zu dem die Scheunemanns selbst etwas beitrugen.

Mia Haselhorst und Johanna Nickel demonstrierten mit einem Soft-Sportgerät die Hammerwurf-Drehungen. »Das ist eine spektakuläre Disziplin«, begründete Scheunemann. Den Vereinsrekord beim LSC hält übrigens Günter Eisinger.

 

Grantler und Stich-Tage: Harrys ganz persönliches Grußwort

Harry Weisskirchen ist wie ein dritter Sohn der Scheunemanns. Schon in jungen Jahren ging er ein und aus bei den neuen Sportehrenpreisträgern, wurde gefördert und gecoacht, erlebte zahlreiche Wettkämpfe mit den Scheunemanns. Das Ehepaar war sicherlich auch in Sachen ehrenamtlichem Engagement ein Vorbild für Weisskirchen, er ist heute zweiter Vorsitzender des LSC Bad Nauheim und im Kreisvorstand der Leichtathleten tätig. Mit einem ganz persönlichen Grußwort sorgte er für viel Rührung bei Karin und Wolfgang Scheunemann – und für gute Unterhaltung bei den Gästen, die nach »Harrys Abc-Sicht« sicherlich das Ehepaar noch ein bisschen besser kennen. Er berichtete von Wolfgangs leckeren Bratkartoffeln, der Scheunemann’schen Liebe zu Eintracht Frankfurt, James Bond und Lockstedter Kräuterlikör (insbesondere Wolfgang – früher nach dem Training in kleiner Runde), Wolfgang als unermüdlichen Grantler, den beiden als Querdenker mit dem unbändigen Willen, auch nach gesundheitlichen Rückschlägen immer wieder schnell auf dem Sportplatz zurück zu sein. Und er erzählte die eigentlich unschöne Anekdote, dass mal ein Speer in Wolfgangs Oberschenkel landete. Dies wird aber von allen Seiten mittlerweile mit Humor genommen, seither gibt’s beim LSC die Stich-Tage. Dass Wolfgang Scheunemann ein Grantler und Querdenker ist, stellte er in seiner Erwiderung sofort unter Beweis. Für ihn sei die »Zuwegung vom Parkplatz Schwalheimer Straße zu den Turnhallen im Schulzentrum Bad Nauheim eine Zumutung, »kein Licht, viel Matsch – die Leute haben schon die Taschenlampe dabei. Liebe Stadt, bitte 2017 sofort verbessern.«

Scheunemann
09.12.2016